Mallorca

Wenn das Wort Mallorca fällt, löst es bei vielen Menschen entweder enthemmte Freude oder größtes Naserümpfen aus. Dies ist vor allem durch die ganzen Klischees bedingt, die unter den Deutschen über Mallorca schon fast kollektives Gedächtnis sind. Auch ich hatte trotz vieler Beteuerungen Dritter bis 2019 mein Bild von dem teutonischen Feierwahn, den ich aber in jenem Sommer wirklich geprüft haben wollte.

Mitten in der Hochsaison, genauer gesagt Anfang August 2019 hatte ich dann die Gelegenheit, die Insel zu besuchen. Als Ausgangsort für unsere Erkundung diente Colònia de Sant Jordi, ein noch sehr ursprünglicher mallorquinischer Ort an der Südspitze der Insel, unweit entfernt vom berühmten Platja es Trenc, einem karibisch anmutenden weißen Strand.

Von dort aus starteten wir eine Woche unsere Tagesausflüge mit dem Mietwagen – ein Urlaub ohne wäre unter Wert – in die verschiedenen Regionen der Insel. Wie in das Tramuntanagebirge mit seinen Orangenplantagen und dem wunderschönen Städtchen Sollér und seinem Hafenort Port de Sollér. Weiter nördlich die Buch Sa Calobra mit der Schlucht Torrent de Pareis.

Im Westen laden beschauliche Orte wie Andratx mit ihrer malerischen Bucht zum Verweilen an. Über deutsche Kennzeichen an Pkw braucht man sich hier nicht wundern. Anstelle von Massentourismus fokussiert sich hier mehr der betuchte Fincaurlauber mit längerem Aufenthalt. Peguera dagegen ist mehr ein typischen mediterraner Touristenort mit großem Angebot von billig bis teuer. Am exklusivesten ist jedoch Portals Nous, einer der reichsten Gemeinden Spaniens mit einem Jachthafen, der es hinsichtlich seiner Schiffe durchaus mit Monaco aufnehmen kann.

Die Hauptstadt Palma begeistert mit ihrem reichen Kulturangebot sowie in der Kunst als auch in der Musik. Die Einkaufsmöglichkeiten sind vielfältig und die Gastronomieszene bietet genug Auswahl für jeden kleinsten Wunsch. Natürlich ist auch der Massentourismus der Platja de Palma Teil von Mallorca, aber am Ende doch weniger anteilig am Inselerlebnis als einem durch Medien schnell vermittelt wird.

Die Bucht von Alcúdia bietet Familien flach abfallende Gewässer und eine Riesenauswahl jeglicher Hotels … leider auch mit der dementsprechenden Uninspiriertheit architektonischer Natur. Der historische Ort Alcúdia ist jedoch genau so sehenswert, die der kleine Ort Artá, wo man noch wirklich einen Eindruck vom ureigenen mallorquinischen Charme bekommt.

Das Gleiche gilt für das Innenland, wo Inca, Manacor oder Binissalem zwar nicht viel für Tagesausflüge bieten, dennoch meiner Meinung nach die Mallorcaerfahrung komplettieren, denn dort leben viele der Menschen, denen wir nur in Hotels und Restaurants als Angestellte begegnen.

Abschließend habe ich Mallorca, welches ich nur als Kleinkind mal erlebt habe, zum ersten Mal bewusst entdeckt und war erstaunt über die Vielfältigkeit, die die Insel bietet. Sowohl Naturliebhaber als auch Kulturbegeisterte oder einfach nur Sonnenanbeter am Strand und zuletzt die schon angesprochenen Feierlaunigen finden auf dieser Insel garantiert ihre Nische, was sie zusammen mit den zahlreichen Flügen und Verbindungen zu einem stets flexiblen und viel bietenden Reiseziel macht.